Über die Gründung von Bischofthum

Bischofthum hat versäumt, seinen 600. Jahrestag zu feiern.

In einer Handfeste der Komturei Schlochau vom 10. August 1408 erfolgte die erste bekannte Erwähnung von Bischofthum. Da Bischofthum heute als Biskupice ein Stadtteil von Bialy Bór ist und eine eindeutig deutsche Geschichte hat, war den Polen das Jubiläum wohl nicht wichtig genug. Oder man wusste, dass Bischofthum älter als Baldenburg ist, oder man konnte keinen eindeutigen Gründungstag benennen.

Der Bischof zu Cammin, Friedrich von Eickstedt (1329-1343), belehnte im Jahre 1342 Paul und Vicko Bartuszewitz-von Glasenapp mit dem südlich von Bublitz gelegenen Teil des Landes, um die Besiedlung dieser fast menschenleeren Gegend zu betreiben. Diese Gebrüder Bartuszewitz waren wohl im Auftrag von Friedrich von Eickstedt die eigentlichen Gründer von Bischofthum. Den Namenszusatz von Glasenapp verwendeten sie ab ca. 1850 als alleinigen Nachnamen.

Die pomoranische Familie Bartus hatte ihre Stammsitze südwestlich und nordöstlich von Köslin. Die Bartuszewitze werden die Siedler von Bischofthum aus dem Gebiet des Bischofs geworben, richtiger vermutlich, deren Umsiedlung mit bischöflicher Unterstützung befohlen haben.

Im Bistum Cammin lebten deutsche Siedler neben alteingesessenen Wenden. Und die ersten überlieferten Namen der Bischofthumer Bauern sind deutschen und slawischen Ursprungs [deutsch: Bansemer, Glashagen (Gloßhag), Ko(c)kenbecker (Kaukenbecker), slawisch: Koseschke, Daley (Dallü)].

Das Bild zeigt einen Gründungsakt: Zwei Ritter beaufsichtigen das Einschlagen der ersten Pfähle des neuen Ortes.

Da wir unterstellen dürfen, dass die Grenzsicherung des Landes und der Schutz von Adelssitzen oberste Priorität hatten, wird Bischofthum zu diesen Zwecken sehr bald nach der Belehnung der Bartuszewitze gegründet worden sein. D.h., die Gründung Bischofthums fand 1342 oder kurz danach statt und wird noch vor der großen Pestepidemie im 1351 abgeschlossen gewesen sein. Denn die Folge der Epidemien war ein Bevölkerungsrückgang in Pommern um mindestens 25 %, sodass die Besiedlung für lange Zeit zum Stillstand kam.

Bischofthum wird seinen Namen zum Gedenken des soeben verstorbenen Bischofs erhalten haben. Zudem drückte der Name den Gebietsanspruch des Bischofs aus.

Die Sicherungsaufgaben konnte Bischofthum an dem gewählten Orte hervorragend erfüllen, zudem befindet sich dort kleiner See, der genügend Löschwasser bot und als Viehtränke geeignet war.

Grenzposten

Bischofthum liegt zwischen Kasimirshof und Baldenburg. Das Städtchen Baldenburg entstand am Fuße einer von dem Deutschen Orden zur Sicherung der Landbrücke zwischen dem Labes- und der Flake errichteten Grenzburg, dem Wildhaus, einem Haus in der Wildnis, wohl zunächst aus Holz nach Art der Motte, später als das Feste Haus aus Stein.

Über den Seepass führte eine alte Handelsstraße aus der Richtung von Konitz im Südosten kommend in Richtung der Städte Bublitz und Kolberg. Abzweigend gelangte man über Bischofthum, Kasimirshof, Sassenburg und am Virchowsee vorbei nach Gramenz. Die Landbrücke war aber auch ein Einfallstor für feindliche Überfälle in den Besitz des Kamminer Bischofs.

Nach mehreren übereinstimmenden Berichten lag in Kasimirshof eine Burg oder ein Schloss, also der Wohnsitz Adliger. Zur direkten Versorgung der Schlossbewohner diente ein Gut. Die umliegenden Dörfer waren fronpflichtig. Bischofthum wurde auch zur Absicherung des Adelssitzes angelegt. Später wurde Kasimirshof ein Vorwerk des Fürstenhofes in Bublitz und schließlich dem dortigen Domänenamt zugeteilt. Das Gut war der Kern des sich entwickelnden Dorfes Kasimirshof.

Namensgeber der Motte Kasimirshof war evtl. Kasimir I. (* nach 1130; † Nov./Dez. 1180), ein Herzog von Pommern aus dem Greifenhaus. Kasimir gewährte 1176/80 dem nach Cammin verlegten pommerschen Bistum weitreichende Privilegien.

Die Burg wird ursprünglich mit einem Meldefeuer ausgestattet gewesen sein, wie sie zur Weiterleitung von Informationen in Ketten über das Land verteilt waren. Die erste Burg war vermutlich eine Turmhügelburg, eine sogenannte Motte: ein Erdhügel mit Palisade, Holzturm und Zugangsbrücke, in welcher die Burgherren und die Bewohner des nahe gelegenen Gutes vor überlegenen Feinden Schutz und Zuflucht finden konnten.

Zu Beginn des Burgenbaus als adlige Wohnstatt entstand auf sogenannten Motten (künstlichen Hügeln) ein hoher Wohn- und Wehrturm, zunächst aus Holz, später aus Stein. Später erweiterte sich dieser Turmbau zu einem Gebäudekomplex mit Wohn-, Wirtschafts- und Gesinderäumen.

Die mittelalterliche Burg

Diese Türme wurden auf Erdhügeln mit einem Durchmesser von etwa 30 Metern erbaut. Sie waren 12 bis 15 Meter hoch. Um sie herum zog man einen Graben von 4 Meter Breite und 3 Metern Tiefe. Hundert Mann erbauten solch einen Turm in 20 Tagen.

Nach H. Hinz, der zwei Motten (Turmhügelburgen) im Kreise Regenwalde untersucht hat, sind die Motten in Pommern um 1300 entstanden und wurden später durch Steinbauten ersetzt. Um 1300 fiel das Bublitzer Land an die Askanier, während sich von Osten der deutsche Ritterorden näherte. Seit 1309 war der an das Areal von Bublitz angrenzende Kreis Schlochau durch Kauf eine Komturei des deutschen Ritterordens. Nach der Festlegung der Grenze des Ordensstaates gegen das Territorium der Bischöfe von Cammin 1310 und 1313 begann der Orden mit der Erschließung seiner Grenzgebiete. Vermutlich stand das Bublitzer Land zu diesem Zeitpunkt als Bestandteil des Landes Köslin (terra Cussalin) bereits unter bischöflichem Einfluss und Schutz. Etwa gleichzeitig mit dem Baldenburger Wildhaus könnte die Motte in Kasimirshof entstanden sein.

Kasimirshof bestand ursprünglich wohl nur aus dieser Motte und dem, ihre Besatzung versorgenden Gutshof, denn die Gegend galt als unbesiedelt, wie Eberhard Sauer in seinem Bericht über die Gebrüder Bartuszewitz und ihren Besiedelungsauftrag schrieb:

Vereinzelt und scheinbar willkürlich verstreut gab es im ganzen Land Burgen, deren Reste, meist Burgwälle, wir noch heute finden können. Ein solcher Burgwall ist auch in Kasimirshof, dem Nachbarort von Bischofthum, zu finden. […] Wenn man genauer hinsieht, kann man vermuten, dass diese Burgen dem Schutz der Handelswege dienten und/oder Meldeposten waren und zur optischen Kommunikation angelegt waren.

Nicht von ungefähr liegen diese Burgen in der Nähe von fließenden Gewässern oder Seen, denn die frühen Straßen folgten den Flüssen oder berührten Seen, weil die Zugtiere regelmäßig getränkt werden mussten. Die Burgen waren zu ihrem Schutz häufig von Wassergräben umgeben, die aus den Gewässern gespeist wurden. Und nicht zuletzt benötigten auch die Burgbewohner Wasser für ihr Überleben und den Haushalt.

Nach der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden keine Burgen mehr gebaut und die bestehenden Anlagen oft in Schlösser umgewandelt. Mit der Erfindung von leicht zu transportierenden und einfach zu bedienenden Feuerwaffen und dem Verfall des Rittertums verloren die Burgen an Bedeutung.

Das Dorf Bischofthum war ein Grenzposten zur Meldung feindlicher Eindringlinge, dennoch war es kein Wehrdorf mit Graben und Palisaden, sondern das Dorf wurde im Ernstfall aufgegeben, die Einwohner flüchteten bei Gefahr in die Wildnis, nämlich auf der Untiefe zwischen dem Priesterbruch und dem Krambeerenbruch (Pfeil) in die Sümpfe. Diese Landbrücke ist heute noch zu erkennen, war aber vor der Trockenlegung der Sümpfe wohl nur unter Lebensgefahr zu betreten. Den Zugang verbarg und schützte der ummauerte Schulzenhof (Kreis) mit bewohntem und zu verteidigendem Torgebäude.

Als Grenzsicherungsposten verfügte Bischofthum über einen Ausguck, einen Lueg oder Lüg, wie der Beiname eines Bauern lautete.

Die Besitzer dieses Schulzenhofes hießen von 1658 bis 1813 niederdeutsch Kockenbecker bzw. hochdeutsch Kuchenbecker. In ihren Lehnsurkunden wurden die treuen Dienste bei der Grenzüberwachung mehrfach lobend erwähnt und als Auftrag jeweils aufs Neue ausgesprochen:

Auch hiernächst fleißige Aufsicht auf die Grenzen […] des Ortes haben, damit dem Amte desfals kein Einderung und Schaden geschehe.

Doch zurück zum Gründungsdatum, das zwischen 1342 und 1351 liegen sollte. Biskupice hat die Chance, sehr bald das 675. Jubiläum zu feiern.