Zusammengestellt von Egon Giese
Die Küddow entspringt unterhalb von Gut Hohenstein in Baldenburg Abbau im Kreis Schlochau, genau in den Wiesen von Paul und Hilde Orthmann, 500 m von meinem Elternhaus entfernt. Mein Vater hat immer zu uns gesagt, geht nicht in das sumpfige Quellgebiet, denn dort versinkt ihr auf Nimmerwiedersehen.
Im weiteren Verlauf grenzten unsere Wiesen direkt an das Fließ, zum Baden war das Wasser im Sommer zu kalt, wir haben lieber in den Torfkuhlen gebadet, meine Vorfahren haben es sicher als Trinkwasser benutzt und im Winter wurden die Torfkuhlen mit frischem Wasser geflutet, um Eis für den sogenannten Eiskeller zu gewinnen, zu Ostern haben wir Kinder Osterwasser geholt, (die Polen stellen jetzt ihre Milchkannen mit Inhalt in den kühlen Fluss)
Um 1920 wurde unterhalb von Hohenstein neben der Küddow maschinell Torf ausgestochen, es entstand ein tiefer ca. 10 m breiter Graben, der später das Flussbett war, es waren auch Fische drin, im Sommer 1944 waren meine Cousins zu Besuch, wir nahmen heimlich den Schweine-Brühtrog, um damit auf dem Graben zu schippern, ich stieg alleine ein, aber nach 3 m kippte das Ding um, ich erreichte trotzdem als Nichtschwimmer das Ufer, (die Anderen konnten auch nicht schwimmen) in den dreißiger Jahren hat mein Onkel einen ca. 80 cm. langen Hecht gefangen, in der Hungerzeit nach dem Einmarsch der Russen haben wir auch Fische gefangen.
Die Küddow fließt dann in südlicher Richtung an Nachbarn Rütz und Bansemer vorbei, unter der Straße Bischofthum–Kasimirshof hindurch, sie erreicht somit nach ca. 2 km den Kreis Neustettin und weiter in Richtung Groß Wittfelde.
Mein Vater erzählte, dass beim Bau der Straße von Baldenburg nach Sassenburg ca. 1920-1926 die Bauarbeiter Schwierigkeiten hatten einen quadratischen Beton-Tunnel für die Küddow zu bauen, weil der Untergrund zu morastig war, aber der Tunnel ist immer noch vorhanden, vordem wurde der Übergang mit Brüggensfurt bezeichnet.
Ca. 1980 haben die Polen unterhalb von Hohenstein eine doppelte Betonsperre mit 2 Schiebern eingebaut und einen Kanal direkt durch die Wiesen Richtung Kasimirshof gebaggert, vermutlich um das Küddow-Wasser von der Kalkmergel Entnahmestelle unterhalb des Julius Bansemer
-Berges fernzuhalten, der Kalkmergel und der Torf wurde mit Traktoren einschließlich Anhänger, zum Bahnhof Baldenburg gefahren, oder direkt als Dünger auf die Felder, eine Betonsperre ist jetzt wieder abgebaut. Durch das Ausbaggern sind große Wasserflächen entstanden, zurzeit wird noch weiter Richtung Groß Wittfelde gebaggert, aber scheinbar nur zur Torfgewinnung, der wird jetzt mit modernen großen LKW abgefahren. An den Ufern wird schon geangelt, an seichten Stellen übernachten Kraniche, in den entstandenen Auwäldern um die Quelle brüten die Kraniche. Im Quellgebiet und vor Kasimirshof habe ich Sumpfbiber gesehen, wahrscheinlich Nachkommen von den Tieren vom Lehrer Kurt Fock, sie wurden nach dem Einmarsch der Russen freigelassen. Die Wiesen neben der Küddow gehörten bis 1945 in Parzellen den Bauern aus Bischofthum und Kasimirshof sowie unseren Nachbarn, auch wir hatten noch eine zusätzliche Wiese neben der Brücke, obwohl im Kreis Neustettin gelegen.
An der Einmündung des Groß Wittfelder Fließes schwenkt die Küddow westwärts und unterquert vor Kasimirshof noch mal die Straße, im Dorf neben dem Schmied Hardel unterquert die Küddow dann die Dorfstraße, dort war auch eine flache Stelle, zum Tränken der Tiere, wenn sie von der Weide kamen. Zwischen Kasimirshof und Drensch unterquert die Küddow wieder die Straße, in Drensch wurde der Fluss zum Antrieb einer Wassermühle aufgestaut und Floss dann weiter in den Gr. Stüdnitz-See. Durch den Aufstau des Gr. Stüdnitz-Sees im Übergang zu dem Virchowsee konnte in Wuhrmühle auch eine Wassermühle betrieben werden. Im südlichen Teil von dem Virchow See verlässt die Küddow in südlicher Richtung den See, durch Sassenburg, auch hier wurde 1926 eine neue Brücke gebaut und weiter mit vielen großen Schleifen mündet sie in den Gr. Schmaunzsee, dann schlängelt sie sich immer noch südlich und wird wieder in Sparsee für eine Wassermühle aufgestaut, was für den Unmut der angrenzenden Bauern sorgte, weil ihre Wiesen dann teilweise überschwemmt wurden, der Wassermüller konnte angeblich nur das Getreide schroten, weil durch das geringe Gefälle, die Kraft auf die Mühlsteine zu gering war. Wassermühlen waren auch in Gr. Herzberg und Eggebrecht. Oberhalb von Neustettin mündet sie in den Vilmsee und fließt weiter durch Klein Küdde und Groß Küdde an Soltnitz vorbei, als östliche Nebenflüsse kommen jetzt bis Schneidemühl die Zahne, Zier, Dobrinka und Glumia hinzu, von westlicher Seite die Zarne, Plietnitz mit Döberitz.
Bei der Gemeinde Hasenfier verlässt die Küddow den Kreis Neustettin. Durch das Städtchen Landeck im Länder-Dreieck Neustettin, Schlochau, Flatow, führte die große Poststraße Berlin-Königsberg, auf der Küddowbrücke wurde bis 1830 Zoll erhoben, in Tarnowke war und ist noch eine Pappfabrik, zur Produktion wird Küddow-Wasser verwendet, weiter fließt sie südlich, in den Kreis Deutsch-Krone. Das Gebiet südlich der Dobrika und Östlich der Küddow war um 1325 Grenzland (Kreina) in polnischem Besitz, auch hier wurden deutsche Bauern zur Grenzsicherung und Hebung der Wirtschaftskraft angesiedelt. Im Süden Pommerns trat eine große Veränderung ein, als der Markgraf Otto der Faule von Brandenburg 1368 das Land Krone zwischen Drage und Küddow an Polen abtrat.
In Schneidemühl muss sie natürlich auch eine Wassermühle antreiben, danach mündet die Küddow bei Usch in die Netze, und das Küddowwasser fließt weiter über die Warthe und Oder in die Ostsee. An der Mündung der Küddow in die Netze schnitten sich zwei uralte Handelsstraßen, die eine von der Altmark zur Weichsel, die andere von Süden durch die Uscher Enge zur Ostsee, schon Otto von Habsburg benutzte sie auf seiner Missions-Reise zu den Pommeranen.