Die Erschließung von Bischofthum nachzuvollziehen ist wegen der vielen vernichteten Dokumente oder der im Dunkel der Archive schlummernden Akten genauso schwierig wie das Erforschen der Familiengeschichte. Überwiegend wurde Pommern ursprünglich wohl von den Wasserwegen aus erschlossen, von der Ostsee und den schiffbaren Flüssen. Selbst die Erkundung des Landes war insbesondere wegen der notwendigen Wasserversorgung der Zugtiere von Gespannen an die Wasserläufe gebunden. Die uns bekannten Altstraßen, die Hansestraße, die Salzstraße, der Königsweg, werden ihre Ursprünge in Wegen haben, die bereits die Wenden als Handelsrouten nutzten.
Handelswege
Im Mittelalter führten zwei wichtige Handelswege in Ost-West-Richtung. Eine Ost-West-Verbindung, die Hansestraße: sie führte am Ostseestrand entlang, von Lübeck nach dem Baltikum über Greifswald, Wollin, Kolberg, Köslin und Danzig.
Eine andere Handelsstraße führte von Stettin über Stargard nach Thorn.
Zwei wichtige Fernstraßen verbanden damals die Ostseeküste mit dem Landesinneren. Die Königstraße führte von Posen über Filehne, Schloppe und Märkisch Friedland nach Kolberg. Die alte Salzstraße führte von Kolberg über Körlin bzw. Bublitz, Schlochau und Bromberg nach Thorn oder entlang der Küddow über Kolmar nach Posen.
Bischofthum lag zu allen Zeiten abseits der wichtigen Straßen und war daher vom aktuellen Zeitgeschehen ziemlich unberührt. Eine alte Straße führte von Baldenburg über Bischofthum, Kasimirshof, Sassenburg und Wurchow nach Gramenz, letztere beide Orte waren Adelssitze der Familie von Glasenapp.
Wenn Bischofthum jemals politische Bedeutung gehabt hat, dann wohl nur zur Sicherung der Grenze oder zur Markierung des Hoheitsanspruchs. Für die Bischofthumer Bauern waren die Verbindung zum Schloss und Vorwerk Kasimirshof sowie zum Amt Bublitz wegen der Ableistung ihrer Dienste und Ablieferung ihrer Abgaben wichtig. Auch der kleine Grenzverkehr
um 1719 im Austausch mit der polnischen Stadt Baldenburg mag eine Bedeutung für das frühe Bischofthum gehabt haben.
Bis 1822 gab es in ganz Hinterpommern keine ausgebauten Straßen, sondern nur sandige Feldwege. Die ersten ausgebauten Kunststraßen führten von Berlin aus entlang der Eilpostrouten nach Bromberg, nach Königsberg in Ostpreußen (als spätere Reichsstraße 1) und nach Stettin (als spätere Reichsstraße 2). Ab 1848 entstanden die Landstraßen zur Erschließung des ländlichen Raumes. Bis zur Fertigstellung der Eisenbahnlinie Stettin – Danzig im Jahre 1870 blieb die Straße der wichtigste Verkehrsträger Hinterpommerns. Dementsprechend wurden in den 1850er und 1860er Jahren die wichtigsten Landstraßen erbaut. Nach 1875 wurden die Kleinstädte Hinterpommerns durch Eisenbahnlinien erschlossen und beim Straßenbau wurden vor allem bestehende Lücken im Straßennetz geschlossen.
Schließlich erreichte der Straßenbau auch Bischofthum. Durch die hügelige Landschaft von Kasimirshof nach Bischofthum wurde 1919-1920 in Handarbeit eine Schotterstraße neu gebaut. Als Hilfsmittel dienten Kipploren auf Gleisen. Die Gefällestrecken wurden durch eine Schlucht im Juliusberg und einen Damm mit Böschungen in der Niederung eingeebnet. An den Küddow-Brücken war das Datum 1919 eingelassen. Auf einer Straßenseite befand sich der Sommerweg, zur Schonung der Pferdebeine gedacht. Die Befestigung der Dorfstraße in Bischofthum folgte erst um 1930.
Schifffahrt
Die ursprüngliche Erschließung des Landes zur Zeit der Goten und der Pomoranen wurde durch die in Teilen schiffbaren Flüsse Persante und Küddow bestimmt. Die Persante mündet bei Kolberg in die Ostsee, die Küddow bei Usch in die Netze.
Nicht für die Bischofthumer Wirtschaft, sondern für die Auswanderer nach Übersee wurde der Stettiner Hafen wichtig, allerdings erst, nachdem der Bahnhof in Baldenburg fertiggestellt war.
Eisenbahn
Aufgrund der relativ flachen Landschaft Pommerns konnten fast alle Städte ans Eisenbahnnetz angebunden werden. Deshalb wurden in Hinterpommern auch relativ wenige Buslinien eingerichtet.
Die Provinz Pommern wurde maßgeblich von der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft (BStE) erschlossen, die 1843 ihre erste Strecke von Berlin bis Stettin und 1846 weiter bis Stargard eröffnete. Hier schloss sich 1847 die Stargard-Posener Eisenbahn-Gesellschaft an. Sie ging 1851/52 auf die staatliche Preußische Ostbahn über, deren erste Magistrale 1851 im damals westpreußischen Kreuz begann und über Schneidemühl nach Bromberg führte. Der Anschluss von Frankfurt (Oder) kam 1857 zustande. Von Schneidemühl ging es 1871 in Richtung Konitz–Dirschau weiter. Weitere Nebenbahnen und Querverbindungen mit dem Knotenpunkt Neustettin folgten in den Jahren 1877/78.
Anschließend wurde die Hinterpommersche Eisenbahn, eine Tochterunternehmung der BSE in die Ostbahn eingegliedert; sie hatte schon 1859 die Bahnlinie von Stargard bis Köslin nebst einer Abzweigung Belgard–Kolberg weitergeführt und 1870 über Stolp die westpreußische Hauptstadt Danzig erreicht.
Für Bischofthum war die Eröffnung der Eisenbahnlinie Neustettin – Rummelsburg – Stolp – Stolpmünde am 1. Oktober 1878 mit einer Station in Baldenburg und die Erweiterung des Streckennetzes um die Bahnstrecke Posen – Schneidemühl – Neustettin am 15. Mai 1879 bedeutende Ereignisse.
Die nur 6 km entfernte Bahnstation in Baldenburg an der Eisenbahnstrecke von Neustettin über Rummelsburg nach Stolp erleichterte seit 1879 die Reisebedingungen für die Bischofthumer Einwohner erheblich.
Die Reiserouten der Bischofthumer Auswanderer führten vom Bahnhof Baldenburg über Neustettin und Stargard zum Abreisehafen Stettin/Swinemünde oder zum Abreisehafen Hamburg über Neustettin, Stargard, Stettin und Berlin bzw. über Neustettin, Schneidemühl, Landsberg, Berlin.
Elektrifizierung
Nicht minder bedeutsam war die Elektrifizierung des flachen Landes, die in Pommern mit der Inbetriebnahme der ersten Überlandzentrale
(ÜZ) am 1. Oktober 1902 in Jarmen (Vorpommern) begann. Mit erheblicher Kapitalbeteiligung der Kreise wurden hier im Herbst 1911 u. a. die ÜZ Stralsund und die ÜZ Stettin gegründet. Die aus den pommerschen Überlandzentralen hervorgegangene ÜZ Pommern A.-G. versorgte nahezu ganz Pommern mit Elektrizität. Die Elektrizitäts- und Maschinen-Genossenschaft Kasimirshof
bestand seit etwa 1912. So wurde auch Bischofthum in diesen Jahren an das Stromnetz angeschlossen.
Die Bilder vom Transformatorenhaus und der Überlandleitung wurden 2009 aufgenommen.
Wie man sieht, gilt die Modernisierung des Hinterlandes auch heute noch nicht als vorrangig.
Zum Zeitpunkt (um 1930) des Fotos mit dem Dorfsee war das Trafohaus noch nicht gebaut.