Zwischen 1685 und 1760 riefen Friedrich Wilhelm I. und Friedrich der Große zur Bevölkerungsvermehrung und Wiederbesiedlung, Peuplierung genannt, ihrer im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und dem Zweiten Nordischen Krieg (1700-1721) entleerten und zerstörten Länder auf.
In diesem Zusammenhang ist auch die Besiedlung des wegen der Pest 1708–1710 entvölkerten Ostpreußen zu erwähnen, Siedlungswillige aus der Pfalz und Nassau, 2.000 Schweizer und 17000 wegen ihres Glaubens aus Salzburg vertriebene Protestanten wanderten zwischen 1713 und 1740 in Ostpreußen ein.
Dr. Karl Kuchenbecker vermutet, dass Liebengrüner Kuchenbecker zwischen 1731 und 1732 mit den Salzburger Exulanten nach Norden gezogen sind und in Bischofthum sesshaft wurden. Allerdings gab es diesen Familiennamen bereits vorher in Bischofthum, siehe z.B. die Feststellung des Todes vom Frey-Schulzen David Kuchenbecker und die Ernennung seines Sohnes David Kockenbecker zum neuen Freischulzen am 20.03.1658. Die Schreibweise des Familiennamens wechselte häufiger, erst 1794 setzte sich die hochdeutsche Schreibweise endgültig durch.
Dr. phil. nat. Karl Kuchenbecker villa liebengrün. Die Spur der Königsfreien von der Saale zur Memel, 1982/1983
Wenn sich Liebengrüner Kuchenbecker in Bischofthum angesiedelt haben, sollte der Name in der hochdeutschen Schreibweise in einem Bischofthumer Familienzweig nach 1733 durchgängig zu finden sein. Dafür gibt es keinen Beleg, denn wie oben angedeutet, wurde der Familienname erst ab 1794 allgemein hochdeutsch geschrieben.
Auch die Annahme, dass der Name mit den Salzburger Exulanten nach Ostpreußen kam, kann nicht bestätigt werden. Denn im Kirchenbuch von Heiligenbeil ist die Heirat von Philip Biel mit Anne Kuchenbecker (hochdeutsche Schreibweise) am 11.11.1655 verzeichnet. Ihr Vater war der Tagelöhner Martin Kuchenbecker.
Am 11.1.1731 hatte der Erzbischof von Salzburg alle Protestanten ihres Glaubens wegen ausgewiesen. Friedrich Wilhelm I. hatte am 2. Februar 1732 das Preußische Einladungspatent für die Salzburger erlassen. Die Manufakturisten nach der Neumark, die Ackerleute nach (Ost) Preußen
, hatte der König bestimmt. Sie sollten bei der Wiederbesiedlung von Ostpreußen helfen. Der Zug der Exulanten bewegte sich von Salzburg in Richtung Nürnberg – Bayreuth – Hof – Berlin – und dann weiter nach Stettin. Von Stettin wurden die Exulanten mit Schiffen nach Königsberg gebracht. Das erste von 66 Schiffen traf dort am 27. Mai 1732 ein. Auf dem Landweg wurde die Oder bei Schwedt gequert, dann ging es zum Beispiel über Freienwalde, Pyritz und Stargard, die Nasebander Landstraße durch Bublitz nach Osten. Der erste von elf Landtransporten kam am 6. August 1732, der letzte am 8. November 1733 nach Königsberg. Einige der Ausgewiesenen siedelten im Raum Schneidemühl, Neustettin und Bromberg an. 15.000 Aussiedler wurden im Raum Gumbinnen angesiedelt. Haus, Hof, Inventar und Vieh wurde den Salzburgern zur Verfügung gestellt.