Der Familienname Kuchenbecker

Neben der Erarbeitung des eigenen Stammbaums und der persönlichen Familiengeschichte stellen sich im Rahmen der Familienforschung die Fragen nach der Entstehung des Familiennamens und welcher Region der Name entstammen könnte.

Namens-Ursprung (Ausgangsraum)

Zu allererst sollten Sie recherchieren, wie häufig Ihr Nachname existiert. Die Anzahl ist ein wichtiges Ergebnis und liefert Hinweise ob der Name auf einen Ursprung zurückzuführen ist oder eher mehrfach unabhängig voneinander entstanden ist. Als Grenzen sind folgende Richtgrößen empfehlenswert (Anzahl = Anzahl an Namensträgern):

Anzahl > 1000
mehrfach unabhängig voneinander entstanden
50 < Anzahl < 200
Ursprung ist gut möglich
Anzahl < 50
relativ sicherer Ursprung

Der nächste und wichtige Schritt ist die topographische Verteilung des Nachnamens zu ermitteln. Anhand der Häufigkeit in bestimmten Regionen, lässt sich idealerweise die Entstehung des Namens auf bestimmte Regionen einschränken.

Verein für Computergenealogie e.V.

Ausgehend von der zitierten Empfehlung sollen in den folgenden Kapiteln die für Kuchenbecker zutreffenden Fakten herausgearbeitet werden. Wissenschaftliche Genauigkeit ist dabei nicht zu gewährleisten, denn die teilweise ungenügende Datenlage gestattet manchmal lediglich unbeweisbare Annahmen. Allerdings gilt als gesicherte Erkenntnis, dass in Deutschland ca. 2.000 Kuchenbeckers existieren (Stand 2002). Man kann daher grundsätzlich von einer Mehrfach-Entstehung des Familiennamens ausgehen.

Insgesamt lebten weltweit bis zum Jahre 2000 geschätzt 9.500 männliche Kuchenbecker, d.h. ca. 19.000 insgesamt, in der Datenbank Kuchenbecker-Ahnen sind derzeit 16.097 erfasst.

Kurzfassung zur Namensentstehung

Der Name Kuchenbecker hat verschiedene Ursprünge. Er kann Berufsname, Spottname oder Übername sein. Vereinzelt vorkommende Hofesnamen sind in die Gruppe der Übernamen einzuordnen.

Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts gab es den Namen nur in der niederdeutschen Schreibweise: westfälisch Ko(c)kenbecker, ostfälisch Kau(c)kenbecker oder auch ostfriesisch Kuchenbacker.

Die Schreibweise Kuchenbecker hat mittelhochdeutsche Wurzeln und wurde um 1500 im Raum Kassel gebräuchlich. Der erste Nachweis der hochdeutschen Schreibweise findet sich auf einem 1449 ausgestellten Geleitbrief für die Schuldner von Niclus Kuchenbecker. Dieser Geleitbrief wurde in Rotenhaus in mittelhochdeutscher Sprache ausgestellt und erlaubte eine grenzüberschreitende Reise.

Die Schreibvariante mit Umlaut (Kuchenbäcker) ist später in Anlehnung an das Verb backen entstanden. Wie der Name geschrieben wurde, hing von den Vorlieben des Schreibers ab. Die Protokollbeamten, die die Hufenklassifikation 1719 in Bischofthum durchführten, schrieben Kokenbecker oder Kockenbecker. Der zuständige Pfarrer aus Casimirshof, mit der Erfassung des Viehbestandes beauftragt, schrieb Kaukenbecker. Nach der Umstellung auf die hochdeutsche Sprache hießen die Bauern in Bischofthum, Kreis Neustettin, Kuchenbecker, vereinzelte Umsiedler in den benachbarten Kreis Rummelsburg wurden Kuchenbäcker genannt. Bischofthum im Kreis Neustettin war ein Sippennest, denn um 1848 trugen von 17 Bauern in diesem Dorf 11 den Familiennamen Kuchenbecker.

Als Berufsnamen bezeichnet man einen aus der Berufsbezeichnung abgeleiteten Familiennamen.

Ein Beleg für die Entstehung dieses Berufnamens liefert das Stadtbuch von Stralsund. Dort lebte um 1282 ein Thidemann, von Beruf cokenbekere. Im zweiten Stadtbuch von Stralsund (1310-1348) wird dieser Einwohner Thidemann Kokenbekere genannt, sein Beruf war tortifex, tortator.

Spottnamen entwickelten sich aus der verhöhnenden Bezeichnung einer Person. Auch für die Entstehung des Spottnamens haben wir einen Beleg:

Der Dorfschulze von Liebengrün, Althanß beim Teiche, wurde 1525 von Kurfürst Friedrich III. von Sachsen zum Landestag auf die Burg zu Meißen geladen. Althanß überreichte seinem Fürsten ein großes, schwarzes Kornbrot, groß wie ein fränkischer Kuchen, auch als Protest gegen die Behandlung der Bauern. Wohl weil die anwesenden hohen Herren sich angegriffen fühlten, verspotteten sie den Schulzen als Kuchenbecker. Danach wurden die Schulzen von Liebengrün ehrenhalber mit diesem Begriff gerufen und er fand als Familienname Eingang in das Kirchenbuch.

Die dritte Form ist der Übername, das ist ein aus besonderen Eigenschaften oder Kenntnissen abgeleiteter Familienname.

So wird zum Beispiel behauptet, dass einige Bischofthumer Bauern wegen ihrer nebenberuflichen Tätigkeit den Namen Kuchenbecker erhielten. Doch in einer Zeit, als die Zutaten sehr teuer waren, konnten sich nur die Bessergestellten Kuchen leisten. Um also dieser Theorie eine Grundlage zu geben, müsste es in der Nachbarschaft von Bischofthum eine Burg oder ein Schloss gegeben haben. Nun berichtete der Historiker Brüggemann im Jahre 1784 von einem Vorwerk in Kasimirshof, in dessen Nähe sich ein mit Wasser, Wiesen und Gebüschen umgebener Wall befinden soll, …

… auf welchem jetzt große Eichen stehen. Man siehet daselbst noch einige Mauerstücke und Grundsteine eines fürstlichen Schlosses, welches in den ältern Zeiten hier gestanden hat.

Tatsächlich befand sich in Kasimirshof, dem 3 km entfernten Nachbarort von Bischofthum, ein Gutshof als ehemaliges Vorwerk der Domäne Bublitz. In 200 Meter Entfernung davon liegt ein Burgwall, auf dessen quadratischem Plateau mit Kantenlängen von 21 Ruthen (ca. 97,5 m) Mauerreste zu finden sind. Die Theorie könnte somit als verifiziert gelten.