Hochdeutsch

Das heute gebräuchliche Hochdeutsch hat sich über die frühneuhochdeutsche Sprache etwa zwischen 1350 bis 1650 aus dem Ostmitteldeutschen entwickelt, speziell der meißnischen Kanzleisprache. Mit ihrer Einführung wurde die Kommunikation unkomplizierter, denn aufgrund der dialektischen Vielfalt südlich der Benrather Linie war vorher die Verständigung schwierig. Martin Luther nahm die meißnische Kanzleisprache wegen ihrer überregionalen Bedeutung zur Grundlage seiner Bibelübersetzung und trug wie auch die fürstlichen und städtischen Kanzleien zur Verbreitung dieser Schriftsprache bei.

Die über Jahrhunderte, etwa zwischen 1230 bis 1650, benutzte niederdeutsche Handelssprache der Hanse wurde allmählich vom Hochdeutschen verdrängt. Grundsätzlich verwendeten zuerst die Kanzleien das Hochdeutsche, dann folgten die Kirchen und danach die Schulen, letztere abgestuft nach dem Bildungsniveau, die höheren Lehranstalten früher, die anderen später. Beim Übergang auf das Hochdeutsche gab es auch regionale Zeitdifferenzen, Brandenburg schloss die Umstellung um 1550 ab, an den Schulen Mecklenburgs und Pommerns galt das Hochdeutsche als Unterrichtssprache im Jahre 1640 als etabliert, die drei Hansestädte, Lübeck, Hamburg und Bremen folgten um 1650.

Das Lateinische war um 1575 die Sprache der Vorlesungen an den Universitäten Rostock und Greifswald, während das Niederdeutsche im Schriftverkehr mit den außeruniversitären Einrichtungen der Stadt und mit Einzelpersonen verwendet wurde. Mit der Einführung des Hochdeutschen als Schriftsprache der Rostocker Kanzlei zwischen 1558 bis 1598 wechselte auch die Universität Rostock im Schriftverkehr zum Hochdeutschen.

Die frühesten Nachweise für hochdeutsche Buchstabierungen des Familiennamens sind Niclus Kuchenbecker, 1449 in einer Urkunde des Deutschen Ordens erwähnt, bzw. Dietrich Kuchenbecker (um 1510) in Kassel.

Auch in einem Bericht zum Landestag an Lichtmess 1525 auf der Burg zu Meißen wurde die hochdeutsche Kanzleisprache benutzt, siehe auch Althanß beim Teiche, genannt Kuchenbecker. Dessen nicht näher benannte Nachfahren wurden um 1550 als Kuchenbecker in das Kirchenbuch von Liebengrün eingetragen. Und um 1530 war die hochdeutsche Schreibung des Namens in der Neumark gebräuchlich (z.B. Jurist Dr. Michael Kuchenbecker aus Arnswalde, Neumark).

Kirchenbuch von Liebengrün

Der Chronist des Ortes Liebengrün — Karl Göhring — berichtet:

Das Kirchenbuch beginnt im Jahre 1660. Aus dem Jahre 1557 liegt eine Gemeindeliste vor. Ich versichere, dass die 4 Familien Kuchenbecker, die damals hier ansässig waren, ihren Namen mit e geschrieben haben. Erst zwischen 1760 und 1920 tauchte auch die Schreibweise mit ä auf, wobei sehr häufig hie und da bei der Eintragung der Geburt, der Heirat und im Sterberegister derselben Person ä und e hin- und herwechselten. Es lag dies immer am jeweiligen Pastor oder seinem Vertreter.

kloster-aktuell.de Die Klöster im Mittelalter

In Pommern wurde die hochdeutsche Schreibweise beginnend um 1700 eingeführt, z.B. David Kuchenbäcker, Dorfschulze in Bischofthum.

Ahnenforschung Giese

Gleichwohl wurde noch Niederdeutsch gesprochen und dementsprechend der Dorfschulze bei der Hufenklassifikation 1719 als Kockenbecker dokumentiert. Selbst in den Grundakten von Bischofthum taucht noch 1798 die niederdeutsche Schreibweise bei dem Lehnschulzen Michael Erdmann Kockenbecker auf.

Man kann also festhalten, dass in den westniederdeutschen und ostniederdeutschen Sprachgebieten bis in das späte 18. Jh. hinein niederdeutsche Schreibweisen für den Namen Kuchenbecker gebräuchlich waren, während im ostfränkischen und ostmitteldeutschen Sprachraum bereits im 15. Jh. die noch heute übliche, als hochdeutsch bezeichnete Schreibweise benutzt wurde.

Eine Zeitlang (seit dem 15. Jh.) war es in gebildeten Kreisen Mode, seinen Namen zu latinisieren. Diesem Trend folgend war 1594 auf der Universität Greifswald ein Michael Kuchenbeccerus aus Arnswalde (Neumark) immatrukuliert. Um 1772/1273 gab es in und um Schlochau die frankophonen Namen Kuchenbeckier bzw. Kuchenbekier, wie im Westpreußischen Kontributionskataster dokumentiert. Allerdings sind diese latinisierten bzw. frankophonen Namensvarianten heute in Deutschland nicht mehr auffindbar, lediglich in Polen finden sich noch Kuchenbekier.

Eine andere Schreibvariante ist die mit Umlaut im zweiten Namensteil: Kuchenbäcker. Neben 710 Telefonanschlüssen auf die Namen Kuchenbecker oder Kuchenbeker sind mit Stand vom September 1999 nur 99 in der Schreibweise ä oder ae bekannt.

Medion/Lifetec Telefonbuch auf CD-ROM, Stand 09/1999

Bäcker

Die Schreibung Bäcker ist erst im 16. Jh. in Anlehnung an das Verb backen entstanden, sie begegnet daher nur selten in Familiennamen.

Rosa und Volker Kohlheim Duden Familiennamen, 2005

Ein Beispiel für unterschiedliche Schreibweisen mit e oder ä innerhalb einer Familie sind die Söhne des Johann Jacob Kuchenbäcker, die Jacob Kuchenbäcker und Jacob Lorens Kuchenbecker hießen.

Ahnenforschung Giese

Indessen ist diskutierbar, warum die Kockenbecker, die um 1700 ihren Namen in das Hochdeutsche übertrugen, zu einem großen Teil die e-Schreibung bevorzugten, obwohl zu diesem Zeitpunkt der Bäcker mit Umlaut in der Rechtschreibung etabliert war. Oder weshalb Johann Gottlieb Kuchenbecker (um 1774 geboren) sich mit e schrieb, obwohl sein Vater, Großvater und Urgroßvater die ä-Schreibung bevorzugten. Manchmal hört man die Vermutung, dass mit der Wahl der e-Schreibung zum Ausdruck gebracht werden soll, dass der Namensträger nicht den bezeichneten Beruf ausübt.

Auswanderer haben die Schreibweise oft an die phonetische Aussprache des Namens angepasst, wie die Beispiele Kuckenbecker oder Kuchenbacker belegen. Allerdings kann man seitens der Namensträger eine gewisse Unbekümmertheit vermuten, wenn Ruckenbecker als Namenseintrag in Melde- oder Einreisedokumenten akzeptiert wurde.