Gesellschaft

Im vorliegenden Buch Gesellschaft in Bischofthum wird versucht, die Einwohner und ihr Leben in Bischofthum zu beschreiben.

Die Gründung von Bischofthum fällt zeitlich zusammen mit dem Ausklingen der Ostsiedlung, fand also etwa um 1350 statt. Der Gründungsakt liegt damit im Spätmittelalter, das den Zeitraum von ca. 1250 bis 1500 umfasst.

Die Bischofthumer Kolonisten kamen vielleicht aus Gebieten westlich der Oder, z.B. aus Brandenburg oder sind der pommerschen Binnenwanderung zuzurechnen.

Bei den Bischofthumer Einwohnern muss daher mit einem hohen Eintrag unterschiedlicher Sprachvarianten, mannigfaltiger Gebräuche und vielgestaltiger Bauformen gerechnet werden. Die Ursprungsregionen dieser kulturprägenden Einflüsse sind vielfach nicht eindeutig zu bestimmen, sodass daraus kein Hinweis auf die Herkunft der Kolonisten abzuleiten ist.

Dokumente aus der Gründungszeit liegen nicht vor, aber es ist anzunehmen, dass die andernorts belegten Entwicklungen prinzipiell auch für Bischofthum gelten. Das heißt, einige Bauern wurden von Lokatoren zur Besiedlung dieses kaum bevölkerten, unwirtlichen Landstrichs überzeugt. Ob mehr oder weniger Zwang ausgeübt wurde, kann heute nicht mehr entschieden werden. Wenn man die ursprünglichen, vielfach sumpfigen Bodenverhältnisse bedenkt und die exponierte Lage von Bischofthum berücksichtigt, ist man geneigt, eine etwaige Freiwilligkeit der Siedler zu verneinen, zumal sie den Leibeigenen zuzurechnen waren.

Im Rückblick drängt sich der Eindruck eines permanenten Wandels der Lebensbedingungen auf. Zunächst war das Leben der Einwohner durch die exponierte Lage des Dorfes beeinflusst. Die Sicherung der Grenzen und die feindlichen Überfälle aus dem benachbarten Polen werden den Bischofthumern große Sorgen bereitet haben. Die Integration Westpreußens in den preußischen Staat, die Aufgabe der Burg in Kasimirshof und der Wegfall des Burgdienstes haben vielleicht ruhigere Zeiten mit sich gebracht, aber dennoch eine Zäsur bedeutet. Ein weiterer grundlegender Wandel trat mit den Meliorationsmaßnahmen gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf und danach mit den Maßnahmen im Rahmen der Bauernbefreiung. Die Vergrößerung der Höfe, die Einführung neuer landwirtschaftlicher Produktionsmethoden einschl. dem Einsatz der neu entwickelten technischen Geräte, die Stallhaltung, die Eigenverantwortung bei der Verwaltung der Gemeinde und der Bewirtschaftung ihres Hofes einschl. der Wahrnehmung ihrer Rechte vor Gericht erforderte eine höhere Bildung und vermehrtes Wissen von den Bauern.

Ob die einzelnen Bischofthumer die Veränderungen ihrer Umwelt überhaupt bewusst wahrgenommen haben ist ungewiss. Die sozialen Veränderungen, die bessere Ernährungsgrundlage, den Wandel des Rechts, das Verschwinden der Sümpfe und Wälder, die Umgestaltung ganzer Landschaften, die Verbesserung der Infrastruktur waren Abläufe, die sich über Generationen hinzogen.

Der Gesetzgeber war stets um vorsichtige Anpassungen und Erweiterungen bemüht, um das Vermeiden revolutionärer Schritte, die die Betroffenen überfordert hätten, und um ein Wiedererkennen des Althergebrachten in den neuen Vorschriften.

Eine Revolution anderer Art trat mit der der Übernahme der Macht durch die Nationalsozialisten auf. Das Beharrungsvermögen der ländlichen Bevölkerung wird die schlimmsten Auswirkungen verhindert haben. Juden gab es in Bischofthum nicht, sodass die an ihnen begangenen Gräueltaten nicht offensichtlich wurden. Allerdings hatte Bischofthum, wie bereits im Ersten Weltkrieg, im Zweiten Weltkrieg einen erheblichen Blutzoll zu leisten.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges endet auch die deutsche Geschichte Bischofthums. Davon zeugt nicht zuletzt der polnische Name: Biskupice.