Den Charakter der Pommern haben einige bekannte Persönlichkeiten beschrieben. Darüber hinaus bekrittelte der Schriftsteller Karl Friedrich Otto Ruß insbesondere das Wesen der Bischofthumer.
Ernst Moritz Arndt (* 26. Dezember 1769 in Groß Schoritz, † 29. Januar 1860 in Bonn) meinte …
… der gemeine Mann und die Bauerschaft ist sehr faul und unnährig.
Theodor Christian Cai von Kobbe (* 8. Juni 1798 in Glückstadt; † 22. Februar 1845 in Oldenburg) und Gustav Friedrich Wilhelm Ewald Cornelius (* 27. Mai 1809 in Stralsund) schrieben 1840 in ihren Wanderungen an der Nord- und Ostsee über Pommern und das pommersche Volk:
Das Land ist flach und Gott ist groß auch auf der Fläche. Damit ist über das Land eigentlich Alles gesagt.
Wir haben es hier aber zunächst mit dem Volke zu tun, das, unscheinbar wie sein Boden, einen sehr soliden reichlich lohnenden Wert in sich trägt, wenn ihm nur die richtige Behandlung zu Teil wird.
Kobbe und Cornelius erwähnen ihrem Aufsatz Thomas Kantzows Urteil über die Pommern sowie den Kommentar von Micrälius:
Thomas Kantzow (* um 1505 in Stralsund; † 25. September 1542 in Stettin) beschreibt 1540 die Pommern auf dem Lande als abstörrig
gegen Fremde, sie hielten wenig oder nichts von Studiis und freien Künsten
und fährt fort …
… Der gemeine Man und Pawrschafft dießes Landes ist sehr fawl und unnerig. […] Es ist das Folk mer gutherzig dan freuntlich, mer simpel dan klug, nicht sonders wacker oder frölich, sondern etwas ernst und schwermütig, pitet sich unter einander gern zu Gaste, unf thut eim nach seiner Arth und Vermugen gern gutlich.
Familie von Kleist Allgemeine Geschichte, S. 38
Als Volk seien die Pommern …
… mehr gutherzig als freundlich, mehr simpel denn klug, nicht besonders wacker oder fröhlich, sondern etwas ernst und schwermütig. Sonst ists ein aufrichtig, treu, verschwiegen Volk, das die Lügen und Schmeichelworte hasst, bittet sich untereinander gern zu Gaste und tut einem nach seiner Art und Vermögen gern gütlich.
Micrälius (eigentlich: Johannes Lütkeschwager, * 1. September 1597 in Köslin in Pommern, † 3. Dezember 1658) bemerkt nun nach dem Dreißigjährigen Krieg zu dieser Charakterisierung, dass die …
… Pommern an gelehrten Leuten zwar anjetzt keinen Mangel haben, aber dagegen alle Materie zur Pracht in diesem Kriege verloren und das Land so sehr verderbet ist, …
… und beklagt den allgemeinen Mangel und die Teuerung im Lande.
Kobbe und Cornelius stellen, die Zitate Thomas Kantzow und Micrälius wie folgt kommentierend, eine hohe Wertsteigerung des bewirtschafteten Bodens fest und erkennen einen mächtigen Aufschwung
von Wohlstand, Bildung, Handel und Gewerbe. Nur bei den Pommern selbst sehen sie keine wesentliche Veränderung in der Denkungsart.
Gerade, derb, treuherzig-einfältig, nichts weniger als verschmitzt, bibelfest, treu, gastfrei, grob, bequem, dem Lügen und Laufen sehr ab- und dem Essen und Trinken sehr zugeneigt, so sind die Pommern noch heute.
Und bezüglich der Gelehrten und feinen Ingenia
führen Kobbe und Cornelius eine Reihe von tüchtigen und berühmten Pommern auf:
Schwerin und Winterfeld, die beiden Unzertrennlichen, die beiden Kleiste, E. M. Arndt, Adelung, Ahlwardt, Fernow, Kosegarten, Lappe, Mohnike, Ramler, Rühs, Rudolphi, Spalding u. A. sind Männer, auf welche Pommern immerhin stolz sein darf. Überdies hat Pommern dem russischen Reiche auch noch zwei Kaiserinnen gegeben, Katharina II. und die Gemahlin des Kaiser Paul wurden beide zu Stettin geboren.
Der deutsche Theologe Gregor Lagus (* Dezember 1586 in Köslin; † 1652 in Kolberg) schrieb 1559 über die Pommern:
Die Aufführung der Pommern betrefend, sind sie allezeit Liebhaber von der Wahrheit gewesen etc. Im Handel und Wandel waren sie sehr aufrichtig; sie hatten lauter kleine Münzen, welche sie, damit sie des Zählens überhoben, abzählten, in Päckchen zusammenmachten und den Werth darauf schrieben. So gab es immer einer dem Andern, dass wohl fünf bis mehrere es nicht aufmachten, bis endlich ein Aermerer aus Noth es zertheilen musste. Gleichwohl hat sich niemals wenige, öfters noch mehr darin befunden, als die gesetzte Zahl.
E. von Glasenapp, 1884, Teil 1, Seite 107
Eine in Bischofthum geborene Berühmtheit ist nicht bekannt. Doch auch andere selbstgenügsame Dörfer teilen dieses Los. Allerdings arbeitete
Bischofthum an seiner Bildung, denn einige Lehrer gingen aus dem Dorf hervor.
Der preußische König beurteilte seine Pommern wie folgt:
Eine gewisse Langsamkeit ist dem Pommer angeboren. Wir finden aber bei ihm treue Anhänglichkeit an den Boden, an das Land, an den König. Wenn auch große Zurückhaltung, Verschlossenheit und Schwerfälligkeit besonders Fremden gegenüber deutlich hervortreten, so ist der Pommer doch Neuerungen nicht durchaus abgeneigt, sondern nimmt sie, wenn er erst ihren Nutzen erkannt hat, gern an. Die Gastfreiheit des pommerschen Volkes ist seit langer Zeit anerkannt.
unbekannt
Friedrich der Große, der die pommersche Nation als die Erste Stütze des preußischen Staates
bezeichnete, urteilte in seinem politischen Testament vom Jahre 1768 so über die Bewohner der Provinz Pommern:
Die Pommern haben etwas Ungekünsteltes; sie würden nicht ohne Geist sein, wenn sie besser gebildet wären; niemals aber werden sie schlau und verschlagen sein.
Der gemeine Mann ist argwöhnisch und hartnäckig; sie sind eigennützig, aber weder grausam noch blutdürstig und ihre Sitten zumeist sanft.
Man bedarf also keiner Strenge, sie zu regieren. Sie geben gute Offiziere, vortreffliche Soldaten ab. Manche leisten im Finanzfach ziemlich gute Dienste; vergebens aber würde man aus ihnen politische Unterhändler machen wollen.
Im 18. Jahrhundert ließ sich ein Reisender über die Pommern folgendermaßen aus:
Die Seele des Pommern wohnet in einem nervigten, aus starken Gliedmaßen zusammengesetzten, dauerhaften und zur Arbeit abgehärteten Körper. Er ist ein ehrlicher Deutscher, redlich und offenherzig, freimütig und dreist, arbeitsam und geduldig, ernsthaft und gesetzt, bedachtsam bei Fassung eines Entschlusses, fest, standhaft, und in der Ausführung klug ohne Hinterlist, kühn, unerschrocken, und in Gefahren tapfer, ehrliebend ohne Ehrgeiz, und ein Feind aller Neuerungen, deren Unschädlichkeit nicht gleich am Tag liegt.
Familie von Kleist Allgemeine Geschichte, S. 38
Leopold Krug stellt in seiner Geschichte der staatswirthschaftlichen Gesetzgebung im preußischen Staate (1807) fest:
… der preußische und der deutsche Bauer übereilt sich nicht; jedes neue Gesetz, das ihn nicht zu einer Handlung in einem bestimmten Zeitraum positiv zwingt, sondern eine Sache nur in sein Belieben stellt, wird von ihm sowohl allein als in Gesellschaft der Gemeine oft gelesen, reiflich besprochen und untersucht, ehe er sich zu einem Schritte versteht, den noch keiner seiner Mitbauern that; …
In der Illustrirten Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde Band 6, 1864 charakterisiert Karl Friedrich Otto Ruß (* 14. Januar 1833 in Baldenburg; † 29. September 1899 in Berlin) die Bischofthumer Einwohner als demütig, als Kriecher, als starrköpfig und eigensinnig und von niedriger Bildungsstufe:
Karl Ruß Auf der Grenze von Hinterpommern und Westpreußen, Globus
, Illustrirte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde Band 6, 1864, Seite 25
Sein harsches Urteil über die Bischofthumer fällt Ruß offensichtlich entgegen besseren Wissens, das er, aus dem Nachbarort stammend, hätte haben können. Er unterstellt demütiges kriecherisches Verhalten gegenüber Edelleuten, das so zu seinen Lebzeiten nicht gegeben war. Die Verwalter des Dorfes waren seit dem Dreißigjährigen Krieg Beamte des königlichen Amtes Bublitz, denen die seit 1805 befreiten Bischofthumer Bauern durchaus selbstbewusst gegenübertraten.
Der unangemessenen Kritik des Karl Ruß seien einige Bemerkungen entgegengestellt:
- Die zuständigen königlichen Beamten hatten jährlich zwei Inspektionsreisen durchzuführen, eine nach der Aussaat, eine nach der Ernte. Demzufolge konnten sie eine genaue Kenntnis der Bewohner und deren Verhältnisse haben, doch daran mangelte es des Öfteren. Ihre Anordnungen waren teils ohne Kenntnis der aktuellen Besitzer oder der verwandtschaftlichen Verhältnisse, teils falsch – auch an Tote – adressiert, teils ohne Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten erteilt, sodass ihnen wohl oft nur mit Beharrlichkeit zu begegnen war.
- Einige der eingeschossigen Fachwerkhäuser der Bauern und Büdner waren nahe an den Dorfsee und den Bruchwäldern gebaut, d.h., bei dem hohen Grundwasserstand waren Dielenfußböden wie in mehrgeschossigen Stadthäusern mit Holzbalkendecken ungeeignet. Deshalb bevorzugten die betreffenden Bischofthumer
mit Steinen gepflasterte Fußböden
. - Nach heutigen Maßstäben würde man die Domänenverwaltung bzw. den Staat für die mangelhafte Bildung verantwortlich machen, doch den Bauern genügte bis zur Mitte des 19. Jh. das mühsam erworbene Wissen für ihre Arbeit. Diese Einstellung änderte sich mit der Agrarreform und der Anwendung diesbezüglicher wissenschaftlicher Erkenntnisse.