Ideelle Gründe für die Migration

Die ursprüngliche Ausbreitung des Namens kann wohl auf die Mehrfachentwickung oder die Weitergabe der speziellen Fertigkeit beim Backen zurückgeführt werden. Adelshäuser und Klöster mussten ihren Gästen aus Gründen des Prestigegewinns etwas Besonderes bieten, z.B. außergewöhnliche Speisen, man beschäftigte u.a. Kuchenbäcker, die abgeworben oder ausgebildet wurden.

Eine weitere Ursache für die Ausbreitung des Familiennamens im frühen Mittelalter ist wohl in der Rechtsprechung (Erstgeburtsrecht) zu suchen, die eine unauskömmliche Stückelung des Erbes verhindern sollte und häufig nicht erbberechtigte Kinder zwang, sich in der Fremde ein Auskommen zu suchen. Oft erleichtert neben dem Wunsch nach einem besseren Leben ein zusätzlicher Impuls oder Anreiz die Entscheidung, die Heimat zu verlassen.

Wichtige Impulse waren die Anwerbung durch die Kirche, den Deutschen Orden, Landesherren und Adelshäuser oder Städte, vielfach als Ostsiedlung (im 11. bis 13. Jh.) oder Peuplierung (zwischen 1685 und 1760) beschrieben. Diese Anwerbung mag einige Bauern mit dem Namen Ko(c)kenbecker zur Umsiedlung veranlasst haben.

Klöster als Entwicklungskerne

Insbesondere ab dem 11. Jh. waren die Klöster als religiöse Stützpunkte, als Bewahrer der Kultur und Zentren der Bildung sowie durch die Ausübung und Entfaltung von Handwerk, Landwirtschaft und Handel einflussreiche Entwicklungszentren. Einige Landesherren sahen diese Bedeutung und gründeten Klöster, die sie sie mit umfangreichen Ländereien ausstatteten, oft in unterentwickelten Gegenden. Mit diesen Klostergründungen war ein Bedarf an Laienmönchen verbunden, die für ein gesichertes Auskommen die weltlichen Pflichten der Versorgung übernahmen.

Bernhard Brügger Feudale Expansion und Migration am Beispiel des mittelalterlichen Mecklenburg-Vorpommern

Ostsiedlung

Als mittelalterliche Deutsche Ostsiedlung […] bezeichnet man die Ansiedlung deutscher Siedler in den überwiegend slawisch und teilweise baltisch bewohnten Gebieten östlich der Elbe und Saale, […] Diese Besiedlung nahm ihren Anfang im 9. Jahrhundert und erlebte ihren Höhepunkt an der Wende zum 14. Jahrhundert. Mitte des 14. Jahrhunderts brach die Siedlungsbewegung u.a. in Folge der großen Pestepidemien jener Zeit ab.

Wikipedia

Expansion

Fürsten und Herzöge stießen mit ihrem Expansionsdrang auf eine breite Basis im niederen Adel. Ministerialen, verarmte Ritter und um ihre Stellung gebrachte kleine Feudalherren zogen bereitwillig in die Gebiete östlich der Elbe. Als Belohnung erhielten sie Grundbesitz, Burgen, Einkünfte und andere Rechte. Durch Druck und Versprechungen wurden Bauern, Handwerker und Kaufleute zur Migration […] bewegt. Sie erhofften sich neben den besseren sozialen Lebensbedingungen und einer günstigeren Rechtsstellung bessere Produktions- und Absatzbedingungen.

Prof. Dr. Jürgen Schneider Spott und Hohn – die Übernamen der Berufsangehörigen

Peuplierung Friedrich II. (1712-1786)

Alle Religionen seind gleich und guht, wan nuhr die leute, so sie profesieren, erliche leute seindt; und wen türken und heiden kähmen und wolten das Land pöbplieren, so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen.

Repressionen

Ein weiterer Grund für die Migration sind Repressionen, die überwiegend aus religiösen oder politischen Gründen ausgeübt wurden. Aber die erzwungene Umsiedlung von Leibeigenen bei der Gründung neuer Adelssitze soll nicht unerwähnt bleiben.

Die religiös motivierten Umsiedler werden im allgemeinen als Exulanten bezeichnet. Aus den Territorien der habsburgischen Monarchie (Erblande, Schlesien) wurden im 16. und 17. Jahrhundert und im 18. Jahrhundert aus dem Erzbistum Salzburg Protestanten ausgewiesen. Die politischen Migranten nennen sich in aller Regel Vertriebene. Zwischen 1945 und 1950 flohen etwa zwölf Millionen Deutsche aus den ehemals deutschen Ostgebieten jenseits der Oder-Neiße-Linie oder wurden von dort nach Westen vertrieben bzw. zwangsausgesiedelt, darunter befanden sich viele Kuchenbecker. Einige von ihnen fanden sich in Berlin, in Hamburg, im Raum Hannover oder im Raum Münster wieder.

Die Namenswanderung wurde auch mit der freien Berufswahl gefördert, wie sie im 14. bis 19. Jh. durch das Gesellenwandern, die Walz gekennzeichnet ist. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit im 19. Jahrhundert nahm die Mobilität zu (Migration durch Industrialisierung), in heutiger Zeit wird der Wohnort häufig nach dem gerade eingenommenen Arbeits- oder Ausbildungsplatz gewählt.

Hufenklassifikation

Genealogisch ist die Hufenklassifikation – sie enthält nach einer alten Schätzung 16.000 Namen – eine wichtige Quelle, weil die ländliche Bevölkerung bis weit ins 19. Jahrhundert an die Scholle gebunden war. Wenn also ein Name 1717 in einem Dorf vorkommt, findet man ihn 150 Jahre später in der Regel dort immer noch.