Was sagt der Name?
Kurt Beck, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und nun zugleich SPD-Vorsitzender, trägt einen Familiennamen, der ein alter Berufsname ist. Beck hieß der Bäcker im Mittelalter. Unsere Familiennamen haben den Berufsnamen bewahrt, und er ist, seiner Bedeutung und Verbreitung entsprechend, außerordentlich häufig: Es gibt ihn fast 60.000mal. Weit übertroffen wird er aber vom Becker, der den Beck als Berufsname ab dem 12. Jahrhundert ablöst und in der Zeit, als die Familiennamen sich endgültig festigten, fast allgemein geworden ist. Gegenüber den 170.000 Beckers sind die rund 7000 Bäcker geradezu selten. Denn als die heutige Namensform des Bäckerberufs aufkam, war die Bildung der Familiennamen schon praktisch abgeschlossen. Unsere Familiennamen spiegeln die ganze Vielfalt der buntgewürfelten Zunft der Brotbereiter durch die Jahrhunderte und alle Dialektlandschaften.
So können die Bäcker auch Becke heißen oder Böck (rund 8000mal), auch Böckh, Pöck, Peck und Brodbeck. Dann gibt es noch die Sauerbeck und Weißbeck. Die Semmelbeck können auch Semler heißen oder Simmler. Die Kuckenbecker gibt es 1700mal, die Fesenbecker backten Brot aus Dinkel (schwäbisch Fesen), die Grobecker oder Grobbecker dunkles Roggenbrot. Es gibt die Klein-, Jung-, und Neubecks, und der Beckenbauer war ein Bauer, der zugleich Bäcker war. Anschaulich, aber selten ist der Täglichsbeck. Der Weckenmann bäckt Brötchen, doch Beckmann ist ein nieder-deutscher Bachmann - also einer, der am Bach wohnt. Und ein Haselbeck besitzt ein Haus am Bach mit Haselbüschen.
Hans Markus Thomsen über Familiennamen in der Zeitung Die Welt
vom 5.5.2006
Anmerkung: Kuckenbecker gibt es nicht in Deutschland, aber in den USA.